Spiegel-Bestseller: „Die deutsche Seele“ von Thea Dorn und Richard Wagner
Buchtipp von Eva-Maria Manz
Sie haben sich mit dem Bundeskleingartengesetz und den deutschen Bier- und Wurstsorten beschäftigt, mit den Weimarer Verfassungstexten und den literarischen Werken von Ludwig Tieck – die Schriftstellerin Thea Dorn und ihr Kollege Richard Wagner gehen in ihrem gemeinsamen Buch “Die deutsche Seele” allem auf den Grund, was typisch Deutsch ist. Der deutsche Wald, das Reinheitsgebot und die Freikörperkultur, der Bergfilm, die Dauerwelle, Spargelzeit, Winnetou und Feierabend: Eine Art Enzyklopädie ist aus diesem Buch geworden, ein A bis Z des Deutschseins, das sich auf vielen Bestsellerlisten in diesem Frühjahr in Deutschland wiederfindet.
Die deutsche Seele, das Wesen, die Geschichte der Deutschen, sozusagen der ganze Diskurs über das Deutschsein, ist geprägt von tiefster Zerrissenheit – und genau das war es, was die Autoren faszinierte und interessierte: die Brüche. Dabei könnte man erwarten, dass es hier wieder einmal vor allem darum geht, von einem neuen Gemeinschaftsgefühl nach der Fußballweltmeisterschaft 2006 zu sprechen, von den Romantikern und der Loreley oder aber von der Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten.
Dorns und Wagners Enzyklopädie ist jedoch nicht nur eine Ansammlung amüsanter Anekdötchen, sondern zeichnet sich durch komplexe kultur- und literaturwissenschaftliche Detailarbeit aus.
_________________________________________________________________________________________